Die eierlegende Wollmilchsau

Früher sind Verkehrsflugzeuge von drei Besatzungsmitgliedern geflogen worden. Neben dem Kapitän und Copilot saß noch ein Flugingenieur im Cockpit. Neben der Bedienung der Flugzeugsysteme hatte er noch eine wichtige Aufgabe: die Leistungsparameter des Flugzeugs zu berechnen und zu überwachen. Diese Leistungsparameter können zum Beispiel das Gewicht, die Treibstoffmenge, die Triebwerksleistung bei aktuellem Wetter oder die optimale Flughöhe sein. Seit der ersten Einführung des Zweimann-Cockpits im Airbus A300 hat sich diese Art des Fliegens durchgesetzt – heute werden alle Verkehrsflugzeuge so ausgelegt dass sie nur zwei Piloten zur Bedienung brauchen.

Diese Umstellung ist zunächst davon ermöglicht worden, dass viele Systemfunktionen automatisiert je nach Fluglage von Computern gesteuert werden. Das reduziert die Eingriffsmöglichkeiten durch den Piloten und damit die Anzahl der Knöpfe, die im Cockpit verbaut werden müssen. Typischerweise findet man viele dieser vereinfachten Bedienelemente in den „overhead panels“ moderner Cockpits.

Außerdem muss die Leistungsberechnung des Flugzeugs (halb)automatisch erfolgen. Diese Aufgabe erfüllt natürlich in erster Linie der Pilot, wird dabei aber sehr komfortabel von einem Computer unterstützt: dem flight management system (FMS). Dieser Computer ist im Cockpit typischerweise rechts und links des Schubhebels verbaut. Der Pilot gibt dort neben der Flugroute alle wichtigen Leistungsparameter ein (Gewicht, Treibstoffmasse, Flughöhe oder auch Windrichtung und –geschwindigkeit). Aus diesen Parametern und hinterlegten Leistungsdaten berechnet das FMS dann die Leistung des Flugzeuges und die für einen möglichst effizienten Flug geltenden Geschwindigkeiten, Höhen und Triebwerksleistungen.

Neben der Berechnung und Anzeige dieser Daten können alle modernen Autopiloten mit dem FMS verbunden werden. Dann steuert das FMS über den Autopiloten Flugrichtung, -höhe und –geschwindigkeit. FMSe werden wie alle Geräte an Bord von Flugzeugen konstant weiterentwickelt. Moderne Geräte beherrschen neben der Berechnung der Flugstrecke komplexe Aufgaben wie das Führen des Flugzeugs während des Landeanflugs, Berechnung der Leistung bei Triebwerksausfalls und sogar die vierdimensionale Navigation, können also über mehrere Stunden im Voraus die geplante Ankunftszeit über einem Wegpunkt berechnen und sogar durch Einstellung der Geschwindigkeit Zielzeiten über einem Wegpunkt erfliegen.

Die kommerziell verfügbaren Flugsimulations-Softwares bieten von Haus aus meistens keine FMS-Funktionalität. Daher benötigt man in aller Regel eine Zusatzsoftware, um diese Funktion nachzurüsten. Die meisten Payware-Addons von Verkehrsflugzeugen haben allerdings ein FMS verbaut. Es gibt auch Software, die ein FMS unabhängig von verwendeten Flugzeug einbaut, zum Beispiel vasFMC oder FsCommander.

Die Navigationsdatenbank eines FMS, genauso wie jedes anderen Navigationsgeräts wie eines GPS auch, muss in regelmäßigen Abständen aktualisiert werden. Diese Aktualisierungen werden in 28-tägigem Rythmus veröffentlicht und laufen unter der Abkürzung AIRAC. Ohne einen (halbwegs) aktuellen AIRAC kann es passieren, dass Wegpunkte, Luftstraßen oder Anflüge in einem FMS nicht dem aktuellen Kartenwerk entsprechen. Für die Flugsimulation können die aktuellen AIRACs über Navigraph oder Aerosoft (Stichwort: Navdata Pro) erworben werden.