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Die Platzrunde dient im Wesentlichen zu zwei Zwecken:

  • Ein geordneten Verkehrsfluss für startende und landende VFR-Flugzeuge zu ermöglichen
  • Während der Pilotenausbildung alle bisher erlernten Fähigkeiten einzusetzen und zu trainieren.


Während einer Platzrundenübung vollführt ein Pilot mehrere Starts und Landungen in rascher Folge. Dabei beanspruchen sie alles, was der Pilot gelernt hat: Start, Steigflug, Kurve mit Steigflug, Geradeausflug, Sinkflug, Kurve mit Sinkflug, Landeanflug und Landung. All das in einem Zeitraum von 5 bis 6 Minuten; eine gute, präzise und effiziente Platzrunde zu fliegen ist eine echte Herausforderung.

Für das alltägliche Pilotendasein haben Platzrunden aber auch eine wichtige, und manchmal lebensrettende, Aufgabe:

  • Jeder Pilot, der ein für ihn neues Flugzeug fliegen möchte, macht sich mit diesem Flugzeug durch Platzrunden-Fliegen vertraut
  • Kurze Endanflüge, Landung ohne Klappen, Landung ohne Motor werden am besten in Platzrunden geübt. Das dabei erworbene Geschick kommt in Notlagen zur Geltung


Normalerweise werden Platzrunden an kleineren Flugplätzen geübt. Diese sind vom Design her für derartige Anflüge ausgelegt. An den großen internationalen Airports fliegen in der Regel die großen Jets auf STARs von weiter her an, das enorme Verkehrsaufkommen an einigen dieser Airports lässt es auch nicht zu, dass kleinere, langsame Maschinen diesen Verkehrsfluss durch Platzrundenflüge stören.

Wichtig: Soweit keine besonderen Regeln oder Vorschriften für einen Flugplatz vorhanden sind, die eine bestimmte Platzrunde vorschreiben, wird die Platzrunde standardmäßig linksherum geflogen. Die Anweisung "fliegen sie in die Linksplatzrunde" eines Lotsen ist somit überflüssig!


Inhaltsverzeichnis

Die Bestandteile einer Platzrunde

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Schauen wir uns mal eine Platzrunde, und die Sprachfloskeln dazu, im dreidimensionalen Raum an. In der Regel wird eine Platzrunde als rechteckiges Muster nach links (Pilotenseite) geflogen, also gegen den Uhrzeigersinn.

Eine Platzrunde kann man in fünf Abschnitte einteilen:

  1. Abflug Das ist der erste Abschnitt gleich nach dem Start. Man fliegt auf Pistenkurs und versucht so schnell wie möglich an Höhe zu gewinnen. Es sollte hier mindestens eine Flughöhe von 500 ft AGL erreicht werden.
  2. Querabflug Hier wird weiter auf 1000 ft AGL gestiegen und das Flugzeug in den Geradeausflug gebracht. Der Querabflug ist möglichst nicht überhalb des Airports, Terminals, Aprons etc. einzuleiten. Im Normalfall fliegt man ihn bis zum Ende der Piste durch, außer es sind von ATC andere Weisungen bekannt.
  3. Gegenanflug In diesem Abschnitt auf 1000 ft (±50 ft) wird parallel und in Gegenrichtung zur Landebahn geflogen. In diesem Flugabschnitt hat der Pilot Zeit, seine Landevorbereitungen auszuführen, mit ATC zu kommunizieren (Downwind melden und Touch-and-Go oder Landeerlaubnis einholen). Der Gegenanflug ist möglichst, sofern mit Hilfsmitteln geflogen, nach dem Track über Grund auszurichten, damit man parallel bleibt. Seitenwinde können dafür sorgen, dass das Flugzeug zum Flugplatz hin bzw. vom Flugplatz wegdriftet. Danach verringert er die Geschwindigkeit, der Sinkflug kann eingeleitet werden und wieder kommt die Kurve 90° zum:
  4. Queranflug Das Flugzeug befindet sich im Sinkflug auf etwa 500 ft AGL, Anfluggeschwindigkeit und Anflugkonfiguration des Flugzeugs werden hier hergestellt. Noch eine letzte Kurve zum:
  5. Endanflug Die Landebahn ist genau vor uns. Ein gleichmäßiger Sinkflug bringt uns runter zur sicheren Landung.

Praktische Durchführung einer Platzrunde

In der Platzrunde ist der sogenannte T-Scan (Instrumentenscan: Geschwindigkeit, Höhe, Fluglage, Kurs) unausweichlich! Währenddessen darf man jedoch auch seine visuellen Merkmale (Flugplatz, Verkehr) nicht aus den Augen verlieren.

Wir gehen nun Schritt für Schritt durch, auf was es in der Platzrunde zu achten gilt. Am Anfang kann es Sinn ergeben, noch mit NULL Wind zu fliegen, um nicht direkt überfordert zu werden. In der PP-Prüfung muss letztendlich aber mit realem Wetter geflogen werden, weswegen auch die Übung mit Wind nach etwas Erfahrung unerlässlich ist.

  1. In unmittelbarer Nähe des Flugplatzes bleiben Oberstes Gebot in der Platzrunde ist es, den Flugplatz nicht aus den Augen zu verlieren und im Falle eines Motorausfalles jederzeit wieder zurückkehren zu können!
  2. Fluglage beobachten Gleichzeitig ist es enorm wichtig, die Fluglage im Auge zu behalten. Wir möchten nicht von unserem Flugzeug überrascht werden, sichere Kurven sowie sichere Steig- und Sinkflüge fliegen.
  3. Höhe & Geschwindigkeit Genauso wichtig sind unsere Höhen und Geschwindigkeiten. Hierbei ist auf Trimmung und festgelegte Power-Settings nicht zu verzichten, um nicht immer wieder erneut nachdenken zu müssen. In unserem oben dargestellten Platzrundenschema für eine C172/PA28/DA40 haben wir die optimale Durchführung für die beliebtesten Flugzeugtypen beschrieben. Erst wenn ihr es hinbekommt, Höhe (+- 50ft) und Geschwindigkeit (+- 5kts) perfekt zum Schema abzufliegen, macht weiter mit dem nächsten Schritt:
  4. Kurs und Windkorrektur Für eine reibungslose Platzrunde ist es von essenzieller Bedeutung, dass wir im Gegenanflug bis auf wenige Grad genau unserem Steuerkurs folgen. Dabei ist im Falle eines Seitenwindes auch eine entsprechende Windkorrektur anzuwenden. Alle Flieger, die mit Garmin-Systemen ausgestattet sind, haben mindestens ein Instrument an Bord, dass uns den Track (Kurs über Grund) anzeigt. So muss man nicht mehr manuell rechnen und kann über diese Anzeige den Kurs im Gegenanflug halten.
  5. Situationsbewusstsein Wo ist Verkehr? Wer fliegt ggf. noch an? Was könnte mir ATC abverlangen? Wie komme ich im Falle eines Motorausfalls möglichst gut zurück zur Piste? Das alles sind Fragen, mit denen sich ein routinierter Pilot beschäftigt, um sich seiner Situation bewusst zu werden. Die Fähigkeit, die Lage des Flugzeuges im Luftraum und die Bewegungen anderer Luftfahrzeuge im Auge zu behalten, während er sich auf das Fliegen konzentriert, ist für einen kompetenten Piloten unerlässlich.


Im folgenden Beispiel werden wir auf Piste 24 in Paderborn (EDLP) eine Platzrunde fliegen.

Start und Abflug (engl. Upwind)

Nachdem wir gleichmäßig unseren Schubhebel auf Vollgas geschoben haben, heben wir bei ca. 60kts mit eingefahrenen Klappen ab. In der Regel sollten wir uns mit ca. 10° Pitch auf einem stabilen Steigflug mit 75-80kts einpendeln. Bei 400 ft AGL (hier 1100 ft MSL) sollten wir spätestens unsere Steiggeschwindigkeit von 75-80kts erreichen und kontrollieren nochmals, dass die Klappen wirklich eingefahren sind (Callout: „80kts, above 400 ft, flaps up“). Währenddessen achten wir darauf, dass wir nicht vom Pistenkurs (hier: 240°) abweichen und steigen weiter auf mindestens 500 ft AGL bevor wir in den Querabflug eindrehen.

Querabflug (engl. Crosswind)

Wir drehen mit einer Schräglage von etwa 20° Grad in den Querabflug auf einen Steuerkurs von ca. 150° ein. Dabei steigen wir auf Platzrundenhöhe (1000 ft AGL bzw. 1700 ft MSL). Ungefähr 20 ft vor dem Erreichen der Höhe senken wir die Nase, um unsere Höhe zu halten. Gleichzeitig müssen wir daran denken, die Leistung rechtzeitig zu reduzieren, sodass wir eine Geschwindigkeit von ca. 95-105 kts beibehalten. Dabei sollte nicht vergessen werden, die Kurve in den Gegenanflug einzuleiten, welche direkt nach dem Ausleveln erfolgen sollte.

Gegenanflug (engl. Downwind)

Im Gegenanflug achten wir auf Kurs (060°), Höhe (1700 ft MSL) und Geschwindigkeit (95-105 kts). Alle Werte sollten möglichst genau gehalten werden, während wir bereits mit Checkliste und Briefing für den Anflug beginnen.

Sobald sich die Pistenschwelle im 90°-Winkel zum Flugzeug befindet (querab), beginnt man den Sinkflug vorzubereiten, indem man die Klappen auf 10° (Stufe 1) setzt und die Geschwindigkeit reduziert. Nach etwa 30 Sekunden sollte man die Schwelle im ca. 45°-Winkel zu sich sehen, wenn man nach hinten durch das Türfenster blickt. Es wird also Zeit, den Sinkflug mit der Kurve in den Queranflug einzuleiten.

Queranflug (engl. Base)

Im Queranflug sinken wir auf minimal 400 ft AGL bei einer Sinkrate von 500-600 ft/min während wir unseren Flieger weiter auf die Landung vorbereiten. Die Klappen werden auf die nächste Stufe 2 (25° Grad in der Cessna 172) gesetzt. Besonders wichtig ist es hier, die Piste immer im Auge zu behalten! Einen kurzen Augenblick zu früh drehen und den Endanflug leicht anzuschneiden, ist kein Problem. Es wird nicht verlangt, dass man mit einer einzigen 90°-Kurve perfekt im Endanflug ausgerichtet ist.

Endanflug (engl. Final)

Nachdem wir unsere Kurve mit maximal 25° Querlage abgeschlossen haben und wieder auf Pistenkurs ausgerichtet sind (240°), werden wir den Flieger auf die Landung vorbereiten. Spätestens bei 300 ft AGL muss sich das Flugzeug mit Klappen auf Landekonfiguration (meistens voll ausgefahren) im stabilen Endanflug befinden. Wir können unsere Höhe mit Hilfe der PAPIs gut einschätzen und entsprechende Korrekturen planen. Sollten wir zu tief sein, müssen wir Leistung und Anstellwinkel etwas erhöhen. Sollten wir etwas zu hoch sein, müssen wir Leistung und Anstellwinkel verringern. Unsere Geschwindigkeit sollte bis zur Pistenschwelle bei Vtgt liegen. Diese Geschwindigkeit ist aufgrund des Windes und der gewählten Klappenstellung für jeden Anflug individuell. Wie genau man diese berechnet, könnt ihr der Platzrunden-Erklärungsgrafik oben entnehmen. Bei einem Wind von 240°/10 kts und Klappen voll würde unsere Vtgt 65 kts betragen.

Sobald wir die Pistenschwelle in ca. 50 ft Höhe überflogen haben, ziehen wir die Leistung langsam zurück. Wir versuchen einen Punkt auf der Piste anzuvisieren, auf dem wir landen möchten. Sobald dieser Punkt aus unserem Blickfeld unter dem Propeller verschwindet, beginnen wir mit dem Ausschweben und ziehen das Steuerhorn leicht zurück. Vref (Klappen voll: 60 kts) ist die Geschwindigkeit, die wir hier fliegen sollten. Sind wir deutlich schneller, werden wir „floaten“ also Probleme haben, das Flugzeug auf den Boden zu bekommen. Sollten wir deutlich langsamer sein, wird das Flugzeug hart und abrupt aufsetzten. Jedoch ist eine harte Landung nicht immer schlecht. Viel wichtiger ist es, dass das Flugzeug auf dem anvisierten Punkt in der Mitte der Piste (Centerline) gerade ausgerichtet die Bahn berührt.

Herzlichen Glückwunsch zu einer vollendeten Platzrunde!

Aufsetzen und Durchstarten (engl. Touch-And-Go)

Oftmals werden Platzrunden noch mit einer anderen Übung verbunden: Dem Aufsetzen und Durchstarten. Dabei wird der Landeanflug bis zum Aufsetzen auf der Landebahn geflogen, dann jedoch die Flaps eingefahren und Vollgas gegeben für einen erneuten Start. So kann man eine Platzrunde nach der anderen fliegen und bekommt ein sicheres Gespür für seine Maschine.