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==Dekodieren einer METAR==
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In Trainings und Prüfungen ist eine typische Aufgabe, eine METAR fließend zu dekodieren. Daher sollte man die gängigen Bestandteile einer METAR auswendig kennen. Das Dekodieren erfolgt dann einfach, indem man die METAR mit den korrekten Fachbegriffen so vorliest, wie sie auch in der ATIS ausgegeben werden würde. Zusätzlich müssen alle notwendigen Einheiten mit angegeben werden.
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Unsere Beispiel-METAR von oben wird also wie folgt dekodiert:
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[[Datei:METAR_10.gif]]
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Englisch: "''METAR from Stuttgart, met report time tenth of the month, 1850 zulu, wind 220 degrees, 5 knots, ground visibility 2000 meters, runway visual range runway 25 500 meters, showers in the vicinity, clouds few at 1200 feet, broken at 3200 feet, broken at 8100 feet towering cumulus, temperature 12 degrees celsius, dew point 10 degrees celsius, QNH 1001 hectopascal, trend becoming ground visibility 3000 meters''"
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Deutsch: "''METAR aus Stuttgart, Aufnahmezeitpunkt zehnter des Monats um 1850 zulu, Wind 220 Grad, 5 Knoten, Bodensicht 2000 Meter, Pistensichtweite Piste 25 500 Meter, Schauer in der Nähe, Wolken gering bewölkt auf 1200 Fuß, durchbrochen bewölkt auf 3200 Fuß, durchbrochen bewölkt auf 8100 Fuß Turmcumulus, Temperatur 12 Grad Celsius, Taupunkt 10 Grad Celsius, QNH 1001 Hektopascal, Trend dauerhafte Änderung Bodensicht 3000 Meter''"
  
 
[[Kategorie:Meteorologie]] [[Kategorie:Grundwissen Piloten]] [[Kategorie:Grundwissen Lotsen]]
 
[[Kategorie:Meteorologie]] [[Kategorie:Grundwissen Piloten]] [[Kategorie:Grundwissen Lotsen]]

Aktuelle Version vom 19. August 2022, 00:19 Uhr

Für die schnelle Referenz zwischendurch bieten wir eine einseitige Dekodierhilfe für METARs als Download an. Mit herzlichem Dank an Stefan Woidig!

Die METAR (Meteorological Aerodrome Report) ist die international standardisierte Zusammenfassung der wichtigsten flugmeteorologischen Zustände an einem Platz. Sie dient den Piloten zur Vorbereitung des Fluges. Auch für Lotsen ist es wichtig, den Flugwetterbericht dekodieren zu können. Die Struktur ist immer gleich, je nach Wetterbedingungen können jedoch eine Vielzahl an unterschiedlichen Kenngruppen auftreten.

In Deutschland wird die METAR alle 30 Minuten (XX:20 Uhr sowie XX:50 Uhr) aktualisiert. Bei signifikanten Änderungen dazwischen wird eine SPECI (Special Aerodrome Report) veröffentlicht. Die METAR kann von den Piloten auf der ATIS-Frequenz abgehört oder mittels Datalink ausgedruckt werden (D-ATIS).

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Beispiel-METAR und Erklärung

Eine typische METAR sieht dabei folgendermaßen aus:

METAR 10.gif

1. Standort und Zeit der Beobachtung. Hier der Flughafen Stuttgart am 10. des Monats um 1850z.

2. Windrichtung und Geschwindigkeit, gerundet auf 10 Grad, hier 220 Grad mit 5 Knoten. Böen werden mit G (für englisch gust) abgekürzt (angegeben ab 10 Knoten Differenz), variabler Wind mit VRB. Ist es windstill, wird die Kenngruppe 00000 verwendet. Wenn die Windgeschwindigkeit während der letzten 10 Minuten größer als 3 Knoten war und die Windrichtung wenigstens um 60º wechselte, wird dieses als in der METAR angegeben. Beispiel: 140V220 ausgesprochen als: Wind variabel zwischen 140 und 220 Grad. In manchen Ländern wird der Wind nicht in Knoten, sondern in Meter pro Sekunde angegeben. Dann steht im METAR anstelle von KT die Kenngruppe MPS. Faustformel: 1 Meter pro Sekunde entspricht etwa 2 Knoten.

3. Die Bodensichtweite ist die Strecke, die man von einem festgelegten Punkt horizontal sehen kann. Diese Strecke wird in Metern angegeben. Ist die Sichtweite 10km oder mehr, wird der Wert "9999" angegeben. Sofern die Sichtweite in einer Himmelsrichtung signifikant von der vorherrschenden Sichtweite abweicht, wird dies ebenfalls angegeben, indem hinter der Sichtweite noch die abgekürzte Himmelsrichtung steht (z.B. 6000 2000NW).

4. Pistensichtweite (Runway Visual Range, RVR), wenn erforderlich. Wird meist nur angegeben, wenn die Pistensichtweite signifikant von der Bodenichtweite in Punkt 3 abweicht oder wenn die Bodensicht 1500 Meter unterschreitet.

5. Wetterphänomene, wenn vorhanden (siehe unten).

6. Bewölkungsgrad in 100 Fußschritten über der Bezugshöhe des Flughafens. Ggf. werden diese durch den Typ von Gewitterwolken ergänzt, z.B. SCT040TCU (Towering cumuls) oder BKN030CB (Cumulonimbus), da diese Wolken besonders gefährlich sind.

7. Die Lufttemperatur wird in ganzen Grad Celsius (ºC) angegeben. Temperaturen unter Null werden durch ein "M" gekennzeichnet.

8. Der Taupunkt beschreibt die Temperatur in Grad Celsius (°C), bei der das in der Luft vorhandene Wasser kondensiert und sich Nebel bildet. Die Angabe erfolgt genau wie bei der Lufttemperatur. Der Unterschied zwischen Temperatur und Taupunkt wird Spread genannt und gibt Auskunft über die Wolken/Nebelwahrscheinlichkeit.

9. Das QNH in hPa, der unter ISA-Bedingungen auf Meereshöhe rückgerechnete Luftdruck am Platz. In manchen Ländern wird anstelle von hPa der Luftdruck in Zoll Quecksilbersäule (inHg) angegeben. Dann steht vor dem Luftdruck ein A für Altimeter.

10. Der Trend der METAR gibt signifikante Veränderungen in den nächsten zwei Stunden an. Die drei Kenngruppen sind hier BECMG für "becoming", TEMPO für "temporary" und NOSIG für "no significant change".

[Bearbeiten] Wetterphänomene

Wetterphänomene werden durch Abkürzungen angegeben. Werden mehrere Wetterphänomene beobachtet, so werden in einer METAR bis zu zwei Phänomene berichtet. Die folgende Tabelle listet die Abkürzungen, welche teilweise auch kombiniert werden können: Werden Wetterphänomene kombiniert, erscheinen sie in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit. Eine kombinierte Angabe wird in der Reihenfolge Intensität - Art - Wetterphänomen gemacht.

Intensity/Proximity Descriptor Niederschlag Sichtbeeinträchtigung Anderes
- light / leicht MI shallow / flach DZ drizzle / Sprühregen BR mist / Dunst PO dust- sand-whirls / Staub - oder Sandwirbel
BC patches / schwaden RA Rain / Regen FG Fog / Nebel SQ squall / markante Böe
DR -low drifting / -fegen SN snow / Schnee FU smoke / Rauch FC funnel cloud / Tornado
moderate / mäßig (ohne Symbol / no qualifier) BL -blowing / -treiben PL ice pellets /Eiskörner VA volcanic ash / Vulkanasche SS sandstorm / Sandsturm
+ heavy / schwer SH shower / Schauer GR hail / Hagel DU dust / Staub DS duststorm / Staubsturm
TS thunderstorm / Gewitter GS snow pellets / Graupel SA sand / Sand
FZ freezing / Frost IC ice crystals / Eisnadeln HZ haze / trockener Dunst
VC Vicinity / Umgebung PR partial / teilweise SG snow grains / Schneegriesel

MI, PR und BC werden nur im Zusammenhang mit FG (MIFG Bodennebel, BCFG Nebelbänke und PRFG stellenweiser Nebel) benutzt.

Sofern ein Wetterphänomen aktuell nicht beobachtet wird, allerdings in der vergangenen Observationszeit beobachtet wurde, ist dies in der METAR durch die Abkürzung "RE" (recent) hinter dem QNH gekennzeichnet (z.B. RETS - recent thunderstorm).

[Bearbeiten] Bewölkung

Die Bewölkung über einem Flugplatz wird in Achteln Himmelsbedeckung angegeben. Dabei werden, beginnend mit der niedrigsten bis zu vier Wolkendecken in Reihenfolge ihrer Höhe über der Bezugshöhe des Platzes berichtet.

1. Lage = niedrigste Wolkenbedeckung ungeachtet der Wolkendichte
2. Lage = nächste Wolkendecke mit mindestens 3/8 Bedeckung
3. Lage = nächste Wolkendecke mit mindestens 5/8 Bedeckung
4. Lage = Cumulonimbus oder Turm-Cumulus ungeachtet der Bedeckung, wenn nicht schon an anderer Stelle erwähnt.

Der Bedeckungsgrad wird wie folgt kodiert:

no clouds no significant clouds (NSC) wolkenlos
1/8 – 2/8 few (FEW) gering bewölkt
3/8 – 4/8 scattered (SCT) aufgelockerte Bewölkung
5/8 – 7/8 broken (BKN) durchbrochen bewölkt
8/8 overcast (OVC) bedeckt

Als besondere Wolkenformen werden Cumulonimbus (CB) und Turm-Cumulus (TCU) angegeben. Dabei handelt es sich um Gewitterwolken, die in der Regel umflogen werden müssen. Daher sind sie auch extra ausgewiesen.

Die Höhe der Wolkenschicht über Grund wird in 100-Fuß-Schritten angegeben. Die Kenngruppe BKN035 steht also für einen stark bewölkten Himmel auf 3500 Fuß über Grund.

Achtung: Als Hauptwolkenuntergrenze (ceiling) gilt eine Wolkenschicht nur, wenn sie BKN oder OVC ist. Daraus bestimmen sich die Sichtflugwetterbedingungen.
Sofern die HWU nicht bestimmt werden kann, aufgrund gegebener Bedingungen, wie z.B. Nebel, Schneetreiben, etc. kann in der METAR eine Vertikale Sicht angegeben werden. Dabei bedeutet VV///, dass die Vertikalsicht nicht gemessen werden kann und somit Low Visibility Operations angewendet werden.

Als Ersatz für die Bewölkung und die Sichtweite kann die Kenngruppe CAVOK, ausgesprochen 'CAV - ok' stehen. Diese darf im METAR kodiert werden, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind:

  • Sichtweite mindestens 10km
  • keine Wetterphänomene
  • keine Cumulonimbus (CB) oder Towering Cumulus (TCU)
  • keine Wolken unter 5000ft AGL oder der höchsten Sektormindesthöhe (MSA)

Letzteres bedeutet auch, dass sich in größeren Höhen als den genannten trotz CAVOK eine geschlossene Wolkendecke finden kann.

Wenn keine Wolken erkannt wurden, aber nicht alle Bedingungen für CAVOK erfüllt wurden (aufgrund der Bodensichtweite oder eines Wetterphänomens), steht anstelle der Wolkenangabe NSC (Nil Significant Clouds).

[Bearbeiten] Trend

Ein Trend bezieht sich auf die kommenden zwei Stunden. Folgende drei Begriffe können in einer METAR auftauchen:

NOSIG: Das Wetter ändert sich nicht signifikant

BECMG: Das Wetter ändert sich vom aktuellen Zustand in einen danach bestehenden, grundsätzlich anderen Zustand

TEMPO: Das Wetter ändert sich kurzzeitig, kehrt danach aber wieder in den Ausgangszustand zurück.

Sofern eine Vereinfachung des Wetters im Trend möglich ist, kann nach BECMG und TEMPO ebenfalls der Begriff NSW (Nil significant weather) auftauchen - aktuelle Wetterphänomene werden also aufgehoben.

[Bearbeiten] Sonstige Kenngruppen

Folgende Kenngruppen können in Einzelfällen ebenfalls in einer METAR auftauchen:

EDDF 281150Z 24008KT 210V270 9999 FEW008 FEW012CB 13/11 Q1012 RESHRA NOSIG

  • RE (Recent / kürzlich) beschreibt ein vergangenes Wetterphänomen seit der letzten Beobachtung bzw. Messung, welches aber nicht mehr aktuell ist, jedoch noch Auswirkungen auf den Flughafen haben könnte.


EDDH 071420Z 22005KT 9999 VCSH FEW020CB 13/11 Q1007 TEMPO FM1500 SHRA

  • FM = FROM → Beginn der Änderung
  • TL = TIL → Ende der Änderung
  • AT → Änderung zu ganz bestimmter Zeit


EDJA 120420Z AUTO 20007KT 6000 // OVC004/// 06/06 Q1021 AUTO = Vollautomatisch erstellte METAR: In Deutschland gibt es seit 2022 fast nur noch automatisch erstellte METARs

  • // → Wetterphänomene nicht bestimmbar
  • /// → Wolkengattung nicht bestimmbar


EDLW 040350Z AUTO 21009KT 9999 // NCD 05/03 Q1027

  • NCD = Keine Wolken erkannt (No clouds detected) → nur bei vollautomatischen Systemen


METAR COR EDLP 071350Z 11004KT CAVOK 17/08 Q1024

  • COR = Korrigierte METAR (Corrected METAR)


EDLP NIL

  • NIL = keine METAR verfügbar

[Bearbeiten] Militärische Farbkodierung

Die Zusatzgruppe wird von GeophysBSt auf Flugplätzen der Bundeswehr verbreitet. Der Colour State ist eine von Bodensicht und Höhe der Hauptwolkenuntergrenze abhängige Farbstufe des aktuellen Wetterzustandes. Colour State Forecast ist eine Vorhersage für Bodensicht und Höhe der Hauptwolkenuntergrenze für einen Zeitraum der auf die Beobachtungszeit folgenden 2 Stunden. Abweichungen oder Übergang in einen anderen Farbzustand werden durch Änderungsgruppen (BECMG,TEMPO, FMGG) angezeigt.

Farbstufe Farbstufe Abk. Hauptwolkenuntergrenze & Bodensicht
Blue + BLU+ Keine Hauptwolkenuntergrenze unter 20000 Fuß GND & 8 km
Blue BLU 2500 Fuß & 8km
White WHT 1500 Fuß & 5km
Green GRN 700 Fuß & 3,7km
Yellow YLO 300 Fuß & 1,6km
Amber AMB 200 Fuß & 0,8 km
Red RED unter 200 Fuß oder unter 0,8 km
Black BLACK Piste nicht benutzbar aus anderen Gründen der Hauptwolkenuntergrenze und / oder Sichtminima.

[Bearbeiten] Dekodieren einer METAR

In Trainings und Prüfungen ist eine typische Aufgabe, eine METAR fließend zu dekodieren. Daher sollte man die gängigen Bestandteile einer METAR auswendig kennen. Das Dekodieren erfolgt dann einfach, indem man die METAR mit den korrekten Fachbegriffen so vorliest, wie sie auch in der ATIS ausgegeben werden würde. Zusätzlich müssen alle notwendigen Einheiten mit angegeben werden.

Unsere Beispiel-METAR von oben wird also wie folgt dekodiert:

METAR 10.gif

Englisch: "METAR from Stuttgart, met report time tenth of the month, 1850 zulu, wind 220 degrees, 5 knots, ground visibility 2000 meters, runway visual range runway 25 500 meters, showers in the vicinity, clouds few at 1200 feet, broken at 3200 feet, broken at 8100 feet towering cumulus, temperature 12 degrees celsius, dew point 10 degrees celsius, QNH 1001 hectopascal, trend becoming ground visibility 3000 meters"

Deutsch: "METAR aus Stuttgart, Aufnahmezeitpunkt zehnter des Monats um 1850 zulu, Wind 220 Grad, 5 Knoten, Bodensicht 2000 Meter, Pistensichtweite Piste 25 500 Meter, Schauer in der Nähe, Wolken gering bewölkt auf 1200 Fuß, durchbrochen bewölkt auf 3200 Fuß, durchbrochen bewölkt auf 8100 Fuß Turmcumulus, Temperatur 12 Grad Celsius, Taupunkt 10 Grad Celsius, QNH 1001 Hektopascal, Trend dauerhafte Änderung Bodensicht 3000 Meter"