Übersichtstechnik

Der Übergang vom Tower zum APP und CTR bringt für einen Lotsen eine große Veränderung mit sich, sind doch alle Radarkontakte ständig in Bewegung. Daher ist es wichtig, dass jeder Radarlotse eine Technik nutzt, die Übersicht zu behalten. Grundsätzlich sollte diese Technik wie ein Scan ablaufen, das heißt jeder Radarkontakt im Verantwortungsbereich des Lotsen sollte in regelmäßigem Abstand überprüft werden.

Aus der Praxis hat sich folgende Technik als praktisch erwiesen: Das IVAC/Aurora bietet dem Lotsen die Möglichkeit, mit einem Druck auf das Mausrad ein Radar-Label zu verschieben. Das kann man nutzen, und in regelmäßigen Abständen jedes Label verschieben. Während dieses Vorgangs sollte man dann zum einen die Label scannen (siehe unten), und sich die nächsten Anweisungen zurechtlegen, die man dem Flieger geben muss.

Das IVAC/Aurora hat die Funktion, Bereiche des PVD zu zoomen - das ist allerdings in einer Situation mit viel Verkehr unpraktisch. Vielmehr sollte man sich, während man sich an seinen Sektor gewöhnt, auch eine Zoomstufe suchen, auf der man zum einen den ganzen Sektor sehen und zum anderen genug Details sieht, um sein vectoring genau zu geben.

Zudem bietet es sich an, mit Höhenfiltern zu arbeiten, um nicht essentiellen Verkehr auszublenden. Alle Anflugsektoren in Deutschland sind nach oben hin in der Höhe begrenzt, daher können im IVAC/Aurora auch alle Radarkontakte darüber ausgeblendet werden. Auch nach unten kann man den Filter setzen, um zum Beispiel Flugzeuge auf dem Apron auszublenden. Grundsätzlich gilt die Regel: je weniger Radarkontakte auf dem Schirm sind, desto leichter ist es, die Übersicht zu behalten.

Außerdem ist eine Möglichkeit, die Übersichtlichkeit zu erhöhen, sich Radarkontakte, die "assumed" sind (also unter der eigenen Kontrolle), in einer hellen Farbe darstellen zu lassen, und nicht-angenommene Kontakte in einer entsprechend dunklen Farbe. Auch so kann ein Lotse auf einen Blick feststellen, welche Kontakte seine Aufmerksamkeit benötigen.

Ein weiterer geeigneter Ablauf beim Scan ist der "Waschmaschinenblick", mit dem ständig im Kreis jedes Label/Target kurz validiert wird. Dabei sind insbesondere im Approach-Bereich 3 Werte besonders herauszuheben:

  • Heading
  • Level
  • Speed

Wenn diese 3 Parameter stimmen, wird zum nächsten Target übergegangen.

Jeder zweite oder dritte Blick sollte dabei auf das Final fallen, denn hier ist es zu jeder Zeit besonders kritisch.

Label

Um die Scan-Technik effizient zu nutzen, ist es notwendig, die Freigaben jedes Fliegers in die Label einzutragen. Das IVAC/Aurora bietet die Möglichkeit, über die Funktionstasten F5 bis F8 die freigegebenen Wegpunkte, Höhen und Geschwindigkeiten in das Label eines Flugzeugs einzutragen. Besonders in der Prüfungssituation ist es sehr sinnvoll, die Label eingetragen zu haben, bevor das readback des Piloten beginnt. So können auch Fehler durch falsch verstandene Anweisungen entdeckt werden. Ebenfalls können gemäß der Scan-Technik die Aktionen des Piloten mit den Anweisungen abgeglichen werden, um dort entstehende Fehler früh zu erkennen.

Identifizierung

Jedes Flugzeug, das sich auf einer Frequenz anmeldet, muss vom Radarlotsen identifiziert werden. Bevor nun ein Lotse "identified" oder "radar contact" sagt, muss er das Rufzeichen im Funk dem Radarkontakt und dem Label zuordnen. Ist das geschehen, sollte er noch die gemeldete Flughöhe und die freigegebene Flughöhe anhand des Labels abgleichen.
Zwar hat letzteres mit der Identifikation per sé nichts zu tun, ist aber im täglichen Tun ein wichtiges Sicherheitsnetz. Durch den Abgleich des "actual levels" werden potenzielle Höhenmesserfehler früher erkannt (inkl. QNH/QNE Abweichungen). Das "cleared level" wird darüber hinaus über den initial call verifiziert. Ein Readback seitens des Controllers muss nicht stattfinden ("identified, flight level 350").